Sonntag, 16. Oktober 2016
"I'm sick and tired of being sick and tired!"
dreadpan, 19:00h
Irgendwie kam mir dieser Spruch heute beim Duschen in den Kopp, wegen Depression und so, also irgendwie erstmal völlig unpolitisch. So als Ausdruck von einem Super-Gefrustetsein, Vorwurf an das gleichgültige, kalte Universum! Dabei hat er eigenlich eine gesellschaftskritischen Ursprung (wusste ich nicht, musste ich als ungebildeter Lumpenprolet erstmal googeln).
Nachdem ich das geklärt habe, muss ich gleich weitergoogeln, um etwas mehr über diese Fanny Lou Hamer zu erfahren!
Nachdem ich das geklärt habe, muss ich gleich weitergoogeln, um etwas mehr über diese Fanny Lou Hamer zu erfahren!
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c. fabry,
Sonntag, 16. Oktober 2016, 20:40
Seit wann ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Depression unpolitisch?
Kleiner Gemeinplatz: "Das private ist politisch". Läuft die Politisierung des oder der Einzelnen nicht immer über die Schiene, dass man es satt hat, sich ständig schwach, hilflos, gefrustet, ausgebrannt und traurig zu fühlen? Wenn der Leidensdruck einen nicht gerade völlig lahmlegt, ist er doch oft der wesentliche Antrieb, gesellschaftlich etwas verändern zu wollen. Und aus der Summe dieserr Einzelschicksale entsteht dann eine politische Bewegung.
Warum sind denn in unserer übersättigten Gesellschaft so viele Menschen depressiv? Das sind doch keine durch und durch individuellen Probleme, das wollen uns nur diejenigen einreden, die von diesen Verhältnissen profitieren.
Man muss nur klar kriegen, was einen kaputt macht, damit man es in Rio Reisers Sinn bekämpfen kann. Und wenn man dann merkt, dass man das allein nicht schafft, schafft man es vielleicht, Menschen zu finden, mit denen man das gemeinsam hinbekommt.
Ist aber zugegebenermaßen alles eher akademisch. Ich sitze auch bräsig auf meinem Po, rotze meine Gedanken in Ihrem/Deinem Blog ab und ändere auch nichts an der Verhältnissen, außer dass ich an den Köpfen von Kindern und Jugendlichen herummanipuliere (Was ist Pädagogik anderes als Manipulation?) und das noch nicht einmal besonders erfolgreich.
Warum sind denn in unserer übersättigten Gesellschaft so viele Menschen depressiv? Das sind doch keine durch und durch individuellen Probleme, das wollen uns nur diejenigen einreden, die von diesen Verhältnissen profitieren.
Man muss nur klar kriegen, was einen kaputt macht, damit man es in Rio Reisers Sinn bekämpfen kann. Und wenn man dann merkt, dass man das allein nicht schafft, schafft man es vielleicht, Menschen zu finden, mit denen man das gemeinsam hinbekommt.
Ist aber zugegebenermaßen alles eher akademisch. Ich sitze auch bräsig auf meinem Po, rotze meine Gedanken in Ihrem/Deinem Blog ab und ändere auch nichts an der Verhältnissen, außer dass ich an den Köpfen von Kindern und Jugendlichen herummanipuliere (Was ist Pädagogik anderes als Manipulation?) und das noch nicht einmal besonders erfolgreich.
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dreadpan,
Mittwoch, 19. Oktober 2016, 14:39
Du hast ja recht,
einerseits. Andererseits wird es auch im Sozialismus noch Krankheit und Leid geben.
Was meine Krankheit angeht, so bin ich mir nicht wirklich darüber im Klaren, wie stark welche Faktoren für ihre Entstehung und ihr Fortbestehen verantwortlich sind. Das ist doch alles schrecklich komplex. Abgeblich bin ich "durchanalysiert", aber wirkliche Einsicht habe ich nicht. Was die gesellschaftlichen Aspekte angeht: 1990 wurde unter Helmut Kohl zwar schon ganz fleißig Umverteilung von unten nach oben betrieben, aber mich hat das als Schüler und Sohn einer Beamten/Hausfrau-Erziehungs-Konstellation nicht tangiert, bzw. "soziale Kälte" im Nach-Schröderschen-Sinne habe ich nicht kennengelernt. Damals wurde man als Schwuler in der Provinz allerdings noch ziemlich gedisst, und Eltern, die vom traditionellen Christentum versaut worden sind, waren auch nicht sehr hilfreich beim Coming Out. Allerdings ist dieses spezifische Problem Vergangenheit. Selbst wenn ganz speziell davon noch Narben zurückgeblieben sein sollten, so gibt es da für mich nix mehr zu kämpfen. Natürlich gibt es da die Millionen LGTB-Menschen, die in weniger aufgeklärten Ländern leben (solange sie nicht gehängt werden oder ähnliches). Ich könnte mich für deren Rechte einsetzen, aber dazu müsste ich mich mit anderen Menschen zusammentun, und andere Menschen stressen mich im Moment voll. Jetzt ist das natürlich super systemstabilisierend, dass ich, um mich zu schonen, mich weitgehend isoliere von den Leuten, die nicht mein engster Freundeskreis sind (und den Ärztinnen natürlich ;)). Diese mehr oder weniger triviale Erkenntnis gibt mir zwar einen sehr guten Vernünftigen Grund, gegen den Hang zum Eremiten-Dasein anzukämpfen, allerdings gibt sie mir kaum Kraft für den Kampf noch Ideen, wie ich das strategisch hinkriegen soll.
Was meine Krankheit angeht, so bin ich mir nicht wirklich darüber im Klaren, wie stark welche Faktoren für ihre Entstehung und ihr Fortbestehen verantwortlich sind. Das ist doch alles schrecklich komplex. Abgeblich bin ich "durchanalysiert", aber wirkliche Einsicht habe ich nicht. Was die gesellschaftlichen Aspekte angeht: 1990 wurde unter Helmut Kohl zwar schon ganz fleißig Umverteilung von unten nach oben betrieben, aber mich hat das als Schüler und Sohn einer Beamten/Hausfrau-Erziehungs-Konstellation nicht tangiert, bzw. "soziale Kälte" im Nach-Schröderschen-Sinne habe ich nicht kennengelernt. Damals wurde man als Schwuler in der Provinz allerdings noch ziemlich gedisst, und Eltern, die vom traditionellen Christentum versaut worden sind, waren auch nicht sehr hilfreich beim Coming Out. Allerdings ist dieses spezifische Problem Vergangenheit. Selbst wenn ganz speziell davon noch Narben zurückgeblieben sein sollten, so gibt es da für mich nix mehr zu kämpfen. Natürlich gibt es da die Millionen LGTB-Menschen, die in weniger aufgeklärten Ländern leben (solange sie nicht gehängt werden oder ähnliches). Ich könnte mich für deren Rechte einsetzen, aber dazu müsste ich mich mit anderen Menschen zusammentun, und andere Menschen stressen mich im Moment voll. Jetzt ist das natürlich super systemstabilisierend, dass ich, um mich zu schonen, mich weitgehend isoliere von den Leuten, die nicht mein engster Freundeskreis sind (und den Ärztinnen natürlich ;)). Diese mehr oder weniger triviale Erkenntnis gibt mir zwar einen sehr guten Vernünftigen Grund, gegen den Hang zum Eremiten-Dasein anzukämpfen, allerdings gibt sie mir kaum Kraft für den Kampf noch Ideen, wie ich das strategisch hinkriegen soll.
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dreadpan,
Mittwoch, 19. Oktober 2016, 14:48
Pädagogik als Manipulation
war auf dich selbst bezogen sicher ziemlich unfair. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du nicht fähig bist, ab und zu auch mal auf Indoktrination und Sanktionen zu verzichten und sowas wie gleichberechtigte vernünftige und einfühlende Kommunikation oder wie man das nennen will auszuprobieren. ;)
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c. fabry,
Donnerstag, 20. Oktober 2016, 13:50
Einfühlsame Pädagogin?
Ja, das stimmt schon, aber Pädagogik will ja Menschen beeinflussen, da machen wir uns mal nichts vor. Und auch ein einfühlsames Vorgehen kann ein wunderbares Konzept sein, Menschen in eine bestimmte Richtung zu dirigieren. Augenhöhe ist bei Achtjährigen schon schwieriger, gleichberechtigt sind sie per se nicht, Kinder leben nicht selbstbestimmt. Das ist so zu ihrem Schutz, kann ihnen aber jederzeit zum Nachteil gereichen. Natürlich bin ich keine Evangelische Hornisse (Soll heißen böse Diakonisse), die mit heller Freude am laufenden Meter Kinderseelen zerstört. Ich versuche die Kinder in ihrer Individualität wahr- und ernstzunehmen, nicht dauernd an ihnen rumzuerziehen, ihnen Raum zu Entfaltung zu geben usw. Aber ich spiele auch pädagogische Spiele, bei denen Kinder Erfahrungen machen, aus denen sie etwas lernen können. Mein Ziel ist zum Beispiel, dass sie lernen, sich an Regeln zu halten. Damit funktioniert eine Gesellschaft natürlich besser, aber streng genommen ist auch das Manipulation. Vielleicht wäre es viel besser, die Reglbrecher die regeln brechen zu lassen, dann würde sich vielleicht schneller alles zum Guten wenden. Wer weiß das schon? Aber ich habe einfach keinen Bock auf renitente Rotzblagen, die mir den ganzen Laden aufmischen und hinterher muss ich drei Stunden aufräumen und putzen :-)
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c. fabry,
Donnerstag, 20. Oktober 2016, 14:00
Macht kaputt, was euch kaputt macht
Ist natürlich ein oller 70er Jahre Spontispruch. Ich fühle mich immer ganz revolutionär, wenn ich die "Keine Macht für Niemand" von "Ton Steine Scherben" höre, aber ich organisiere mich auch nicht in Widerstandgruppen, außer Gewerkschaft und Berufsverband und da zahle ich auch nur Beiträge.
Doch was mir auffällt: Immer wenn man kurz vorm Burn-out steht, kriegt man von allen Seiten Tipps, doch mal jene Beratungsstelle aufzusuchen, dieses wegzulassen, an der inneren Haltung zu arbeiten, blablabla. Ich arbeite seit Jahrzehnten an mir, hatte 18 Monate Psychotherapie und probiere viel aus, um mich auszubalancieren. Das ändert aber nichts an den Verhältnissen am Arbeitsplatz und in diesem sich immer schneller drehenden Leistungs- und Konsum-Karussell.
Ich kämpfe auch gegen Depressionen und genau wie bei Dir haben die ihre Wurzeln in den Verletzungen der Kindheit und Jugend und eine einmal festgelegte depressive Struktur wird man nicht mehr los. Aber es liegt nicht nur an und in uns, wenn wir krank werden. Man muss sich ja nicht gleich zur Spitze der Bewegung machen, sondern das tun, was man schafft. Zum Beispiel bloggen. Und da bist du doch auf einem guten Weg. Deine Beiträge machen auf Zusammenhänge aufmerksam, die noch nicht jedem klar sind. Aufklärung ist die erste Voraussetzung, damit sich etwas bewegt.
Doch was mir auffällt: Immer wenn man kurz vorm Burn-out steht, kriegt man von allen Seiten Tipps, doch mal jene Beratungsstelle aufzusuchen, dieses wegzulassen, an der inneren Haltung zu arbeiten, blablabla. Ich arbeite seit Jahrzehnten an mir, hatte 18 Monate Psychotherapie und probiere viel aus, um mich auszubalancieren. Das ändert aber nichts an den Verhältnissen am Arbeitsplatz und in diesem sich immer schneller drehenden Leistungs- und Konsum-Karussell.
Ich kämpfe auch gegen Depressionen und genau wie bei Dir haben die ihre Wurzeln in den Verletzungen der Kindheit und Jugend und eine einmal festgelegte depressive Struktur wird man nicht mehr los. Aber es liegt nicht nur an und in uns, wenn wir krank werden. Man muss sich ja nicht gleich zur Spitze der Bewegung machen, sondern das tun, was man schafft. Zum Beispiel bloggen. Und da bist du doch auf einem guten Weg. Deine Beiträge machen auf Zusammenhänge aufmerksam, die noch nicht jedem klar sind. Aufklärung ist die erste Voraussetzung, damit sich etwas bewegt.
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prekarius,
Samstag, 22. Oktober 2016, 00:07
deine kommentare sind zwar voll nett
und fast alles darin findet meine zustimmung. doch zweifle doch sehr stark an, dass meine beiträge irgendjemand auf was wichtiges aufmerksam machen, was ihr vorher noch nie bewusst war. ist auch gar nicht mein anspruch, als proll habe ich sowieso kein anspruch ;) das hat den vorteil, dass man dann auch nicht so schnell ins prätentiöse abgleitet ;)
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c. fabry,
Samstag, 22. Oktober 2016, 20:09
Für Dich entdeckt, Dreadpan Prekarius
Folgenden Artikel las ich heute in der Tagespresse:
GIRAFFEN GEGEN KUMMER
HODENHAGEN. (dpa). Die Begegnung mit Giraffen, Kattaäffchen und anderen Tieren hat positive Effekte auf depressiv Erkrankte. Zu diesem Ergebnis kommen Psychotherapeuten der Medizinischen Hochschule Hannover nach mehr als dreijähriger Zusammenarbeit mit dem Serengeti-Park Hodenhagen. Das Stimmungsbild der Betroffenen sei noch drei Wochen nach dem besuch bei den Tieren wesentlich heller, berichtete der Leiter der Trauma-Ambulanz, Andreas Feyerabend. Patienten müssten allerdings bereits in der Stabilisierungsphase sein. "In der tiefsten Depression bringt es nichts."#
Siehst Du? So einfach ist das :-) Einfach was zum Stabilisieren einwerfen und ab in den Tiergarten zum Giraffen Streicheln, dann hat die Depression endlich Feyerabend. Für sowas forschen die drei Jahre. Hund, Katze, Maus streicheln hilft sicher auch. Aber ist der Artikel nicht obergeile Realsatire?
GIRAFFEN GEGEN KUMMER
HODENHAGEN. (dpa). Die Begegnung mit Giraffen, Kattaäffchen und anderen Tieren hat positive Effekte auf depressiv Erkrankte. Zu diesem Ergebnis kommen Psychotherapeuten der Medizinischen Hochschule Hannover nach mehr als dreijähriger Zusammenarbeit mit dem Serengeti-Park Hodenhagen. Das Stimmungsbild der Betroffenen sei noch drei Wochen nach dem besuch bei den Tieren wesentlich heller, berichtete der Leiter der Trauma-Ambulanz, Andreas Feyerabend. Patienten müssten allerdings bereits in der Stabilisierungsphase sein. "In der tiefsten Depression bringt es nichts."#
Siehst Du? So einfach ist das :-) Einfach was zum Stabilisieren einwerfen und ab in den Tiergarten zum Giraffen Streicheln, dann hat die Depression endlich Feyerabend. Für sowas forschen die drei Jahre. Hund, Katze, Maus streicheln hilft sicher auch. Aber ist der Artikel nicht obergeile Realsatire?
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prekarius,
Sonntag, 23. Oktober 2016, 14:53
Muschis streicheln
macht Laune. Ach was? Gut, dass die da auch Schwänze im angebot haben, in der Serengeti, die sich nicht suizidieren darf! Da leben in der Tat obergeile Realsatiere! Aber darf ich in Hodenhagen meine bodenlose Lodenhose tragen, auch wenn dann meine Hoden lose hängen, oder gehn die Katta-du-schaffst-das-Äffchen dann an die Nüsse? Obwohl, neueste Studien der Medizinischen Hochschule in Baghdad haben ja ergeben, dass Eunuchen insgesamt ein zufriedeneres Leben leben wie potente Potentaten. Wir leben in aufgeklärten, aber auch tierisch abgefahrenen Zeiten! Wie sagte schon Paul Feyerabend? Anything goes!
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prekarius,
Sonntag, 23. Oktober 2016, 15:02
Der Ami ist da ja schon viel weiter mit therapy cats on the plane and such
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prekarius,
Sonntag, 23. Oktober 2016, 15:06
"Eine Sprecherin des Verbands der Ersatzkassen sagte dazu, gesetzliche Krankenkassen dürften Kosten für eine tiergestützte Therapie nicht übernehmen, weil ihr medizinischer Nutzen wissenschaftlich nicht nachgewiesen sei."
Auf einmal werden se vernünftich bei die Kasse. Oder haben die Streichel-Therapeuten einfach nur eine schwächere Lobby als die Globuli-Anhänger? ;)
Auf einmal werden se vernünftich bei die Kasse. Oder haben die Streichel-Therapeuten einfach nur eine schwächere Lobby als die Globuli-Anhänger? ;)
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c. fabry,
Sonntag, 23. Oktober 2016, 15:57
Danke, Prekarius
Bei Deinem Muschis Streicheln-Kommentar verursacht jeder Satz einen Lachflash.
Aber das mit den zufriedenen Eunuchen haben die bestimmt aus "Game Of Thrones", denn Varys ist ja in der Tat einer der ausgeglichensten Charaktere. Zumindest oberflächlich.
Aber das mit den zufriedenen Eunuchen haben die bestimmt aus "Game Of Thrones", denn Varys ist ja in der Tat einer der ausgeglichensten Charaktere. Zumindest oberflächlich.
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